Am 12. Februar 2002 trat das Fakultativprotokoll zur Kinderrechtskonvention zum Verbot des Einsatzes von Kindern und Jugendlichen als Soldatinnen und Soldaten in Kraft. Seitdem gilt die Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren als Kriegsverbrechen. Minderjährige dürfen nicht gegen ihren Willen eingezogen werden oder an Kampfhandlungen teilnehmen.

Der 12. Februar wurde dann zum „Red Hand Day“, dem internationalen Gedenktag an das Schicksal von Kindersoldaten. Hunderttausende rote Handabdrücke wurden bereits in über 50 Ländern gesammelt und an Politiker und Verantwortliche übergeben, u.a. dem UN-Generalsekretär. Doch trotz vieler wichtiger Erfolge gibt es immer noch mehr als 250.000 Kindersoldaten weltweit.

> Info UNICEF Red Hand Day 2023 
>
zur Website der Organisation „Red Hand Day“ (Deutsch)
> zur Broschüre „Why 18 matters – eine Analyse der Rekrutierung von Kindern“ 

AbFaNG-Mitglied Elfie Schuh hat zum Thema Kindersoldat:innen folgenden Text formuliert:

Die Geschichte lehrt uns, dass jede Kriegsvorbereitung zuerst die Empfängnisverhütung erschwert und Abtreibung verbietet. Frauen müssen Kannonenfutter für das Vaterland produzieren. Europa – auch Österreich – rüstet zurzeit massiv auf. Zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wird die EU Armee aus der Schublade gezogen und je nach Anlassfall ihre Notwendigkeit präsentiert.

In 20 europäischen Ländern ist die Rekrutierung von Minderjährigen erlaubt. Und jeder unter 18 Jahren ist laut UNO-Definition als Kind zu betrachten.

Unser Bundesheer rekrutiert Frauen im Namen der Quote mithilfe von Schnuppertagen, Girls day, Girls Camp. Dabei werden 16jährige Mädchen in Uniformen gesteckt, dürfen schießen und überhaupt das aktionsreiche Soldatinnenleben kennenlernen. Das würde nach meiner Interpretation bedeuten, wir rekrutieren Kindersoldatinnen. Irgendwie dürfen wir im öffentlichen Raum auch Werbung dafür machen. Unser Staat darf das irgendwie alles.

Mir wird übel, wenn ich an die Schicksale der mehr als 250.000 Kindersoldat:innen denke. Kleine 5, 6, 7, 8 bis 18 jährige Kinder entführt, missbraucht, Sexsklavinnen, mit Schicksalen so grausam. Waffenindustrie, Waffenhändler konstruieren extra leichte Waffen für Kinderhände! (Das sind keine Spielzeugwaffen). Sind sie zu schwer oder ist der Rückstoß zu stark, so fallen die Kinder um. Sie müssen sich dafür an Bäumen anlehnen oder werden an diese angebunden.

Kindersoldaten sind:   »… alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.« Definition nach den Pariser Prinzipien (2007), unterzeichnet von 105 Staaten. In mindestens 20 Ländern wurden im Jahr 2015 Kinder als Soldaten eingesetzt. In Lateinamerika in Kolumbien (1), in Afrika in Mali, Nigeria, Libyen, Zentralafrikanische Republik, Sudan, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, Somalia (8), in Asien im Jemen, Syrien, Israel/Palästina, Libanon, Irak, Afghanistan, Pakistan, Indien, Myanmar (Burma), Thailand, Philippinen (11) – Quelle: Bericht des UN-Generalsekretärs zu Kindern in bewaffneten Konflikten

Kindersoldat:innen werden entführt oder mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt und militärisch gedrillt. Kinder sind leichter manipulierbar, gehorsamer und furchtloser als Erwachsene.  > zur Broschüre „Why 18 matters – eine Analyse der Rekrutierung von Kindern“  

Lebenssituation der Kindersoldat:innen werden von den Vorgesetzten als weniger wertvoll angesehen wie erwachsene Soldaten und an besonders gefährlichen Stellen an der Front eingesetzt, zum Beispiel als Spione, Vorhut oder Minensucher. Entsprechend hoch ist das Risiko, verletzt oder getötet zu werden. Oft werden sie durch Misshandlungen, Drogen oder Geld gefügig gemacht. Mädchen und Jungen werden häufig sexuell missbraucht.
Die langfristigen Folgen für das psychische und körperliche Wohl der Kinder sind katastrophal: Sie werden zu absolutem Gehorsam gezwungen, das Selbstbewusstsein schwindet, sie stumpfen gegenüber Grausamkeiten ab, werden traumatisiert und seelisch schwer verletzt.

Das lässt sich natürlich mit den „geilen“ Soldatinnenleben und Schießübungen von Mädchen in Österreich nicht vergleichen. Doch gibt es einen gemeinsamen Nenner… Sie sind Kinder unter 18 Jahren und extrem beeinflussbar. 

Auszügen aus PR- Texten unseres Bundesheeres

Schnuppertage finden mehrmals im Jahr in ganz Österreich statt. Ab dem 16. Geburtstag können Sie daran teilnehmen. Sie erfahren bei den Schnuppertagen, wie die Ausbildung beim Heer läuft. Wir zeigen Ihnen, welche Ausrüstung wir verwenden und wie der Alltag abläuft.

Selbstverständlich bieten wir Ihnen auch etwas Action. Girls Camp ab 16! Ziel der Veranstaltungen war es, interessierten Frauen einen Einblick in die Ausbildung als Soldatin zu ermöglichen. Insgesamt nahmen 93 Frauen am Girls´ Camp 2016 teil. Nach dem Eintreffen in der jeweiligen Kaserne wurden die Teilnehmerinnen mit der notwendigen militärischen Ausrüstung und Bekleidung versorgt. Im Anschluss wurden Ausbildungsgruppen gebildet und die praktische Arbeit konnte beginnen. Waffen- und Schießdienst mit dem Sturmgewehr 77 und Nahkampfausbildung waren zwei Schwergewichte am Freitag. Die Nächtigung von Freitag auf Samstag erfolgte in den Kasernen.

Am Samstag standen Orientierungsmärsche, Schießen mit Simulationssystemen, Abseilen und das Überwinden einer Kampfbahn mit verschiedenen Hindernissen am Programm. Am späten Nachmittag wurden für die Nächtigung Zelte am Übungsplatz errichtet, beheizt und bezogen. Nach dem Abendessen gab es eine Nachtlehrvorführung, in der unterschiedliche Nachtsichtgeräte, Leuchtmittel und Waffen zum Einsatz kamen. Die Nacht verbrachten die Teilnehmerinnen im Zeltlager. Nach der Tagwache und dem Frühstück im Zeltlager gab es am Sonntagmorgen einen weiteren Höhepunkt. Die „Soldatinnen“ konnten bei einer Fahrt mit dem Mannschaftstransportpanzer PANDUR ihre Standfestigkeit im unebenen Gelände beweisen. Nach den notwendigen Abbau- und Reinigungsarbeiten im Zeltlager erfolgte der Rückmarsch in die Kaserne. Die Ausrüstung wurde auf Vollzähligkeit überprüft und zurückgegeben, danach die Körperpflege durchgeführt. Im Anschluss an die Verabschiedung und Verteilung der Teilnahmeurkunden standen die Wehrdienstberater:innen des Heerespersonalamtes für Beratungsgespräche zur Verfügung. Auch dieses Angebot wurde zahlreich in Anspruch genommen und einige der Teilnehmerinnen gaben bereits ihre freiwilligen Meldungen ab. Am frühen Nachmittag gingen die Girls´ Camps 2016 zu Ende.