Kunst & Friede
Foto: Mohd Nazri Sulaiman, Sharing Emotion (Malaysia)
Der Kunst ihre Freiheit
Kaum etwas führt zu so gegensätzlichen Auffassungen und Gefühlen, wie die Kunst – und hier vor allem die moderne Kunst. Andererseits vermag Kunst viel zu bewegen, eben darum, weil sie unsere Emotionen anspricht. Am Gebäude der Wiener Sezession steht der berühmte Satz von Ludwig Hevesi: „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit.“ Unter dem Menüpunkt KUNST &FRIEDE werden daher verschiedenste, auch gegensätzliche künstlerische Stellungnahmen und Umsetzungen von FRIEDEN ihren Platz finden, ohne dabei in die Bedeutungslosigkeit abzugleiten.
Dazu schreibt Thomas Bauer in seinem Buch Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt: „Da viele Gegenwartskunst so sehr bedeutungsoffen ist, dass sie mit endlos vielen Bedeutungen und Assoziationen verknüpft werden kann, gilt gerade sie als besonders ambiguitätshaltig (mehrdeutig, vielfältig). Man lasse sich aber von der Bedeutungsarmut neuerer Kunst nicht täuschen. …. Endlos viel Bedeutung führt zur Bedeutungslosigkeit. (Peter Turrini sagt: „Wenn alles gleich gültig ist, ist alles gleichgültig.) Bedeutungslosigkeit ist ebenso wenig vieldeutig wie nur eine einzige Bedeutung. Ambiguität, die bereichert, findet nur zwischen den Polen Eindeutigkeit und unendlich vielen Bedeutungen statt. Es kommt auf das rechte Maß an.
Und Bauer wird dann konkret: „Jürgen Weber liefert ein anschauliches Beispiel für den Verlust an kommunikativer Relevanz, wenn Kunstwerke keine Bedeutung mehr vermitteln können. Er selbst bekam den Auftrag, der Stadt Salzgitter ein Stadtmonument zu schaffen, das die Geschichte der Stadt aufarbeitet. Sein 1995 enthüllter Turm der Arbeit kann als eines seiner Hauptwerke gelten. Die Reliefs zeigen die Stationen der Stadtgeschichte, angefangen von ihrer Gründung als „Hermann-Göring-Werke“ über Krieg und Zerstörung, die Aufnahme von Flüchtlingen und den Wiederaufbau bis hin zum modernen Standort der Stahlindustrie. …. Die Stadt Salzgitter hat sich mutig ihrer Vergangenheit gestellt. Viele andere Städte haben dies nicht getan, noch weniger Banken und Unternehmen. Daimler-Benz war nun, … ein Rüstungswerk, das zahllose nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen ausbeutete. Auch Daimler konnte und wollte dieses Kapitel nicht länger ignorieren und gab ein Werk in Auftrag, mit dem der Zwangsarbeiter gedacht werden sollte. Das Resultat war eine Skulptur von Bernhard Heiliger, die 1989 auf dem Werksgelände aufgestellt wurde.“ ….
Und Thomas Bauer weiter: „In der abstrakten Skulptur in Untertürkheim weist absolut nichts auf Zwangsarbeit, Ausbeutung und Gewaltherrschafft hin.“ Weber zeigte sich verärgert und kommentierte: Die Skulptur sei so unverbindlich, dass sie „ebensosehr für ‚Harmonie, Technik und Natur‘ stehen kann wie für ’Mord durch Technik‘“. Der Text, mit dem die ‚Daimler Art Collection‘ das Werk heute im Internet vorstellt, bestätigt Webers Eindruck vollauf. Bernhard Heiligers Bodenplastik Tag und Nacht liefert „ein repräsentatives Beispiel für den Verzicht auf einen geschlossenen plastischen Kern und die Zerlegung der Gesamtform“. Die „Dialektik des Titels“ spiegele „sich in einem Miteinander und Gegeneinander von ruhenden und dynamischen Elementen, Linie und Kugel, Anziehung und Abstoßung wieder“. Durch eine „ergänzende Gedenkplatte werde die allansichtige Großplastik zum Mahnmal“. Das Kunstwerk an sich bedeutet also überhaupt nichts! Erst eine „ergänzende (!) Gedenkplatte“ macht es zu einem Mahnmal für Mord und Zwangsarbeit“ schreibt Thomas Bauer.
Kunstprojekte zum Thema Frieden und Gewalt
Christian Moisl: Installation „Game over: Best Business – Bloody Profit“
> Begleittext Stefan Zweig
Christian Moisl
Der Grafiker und Künstler thematisiert in seinen Arbeiten die Verlorenheit des Menschen in einer von Gewalt, Krieg und Profitgier dominierten Welt.
Der Begleittext von Stefan Zweig zu „Game over: Best Business – Bloody Profit“ erklärt, warum die „bullit clock“ 5 vor 12 zeigt.
Moisl Zyklus „Schicksal“ besteht aus 8 Tafeln mit kantigen Stakkatotextzeilen.
Christian Moisl: „Tod: Profitabel“
aus dem Grafikzyklus Schicksal? > zum kompletten Zyklus
Internationaler Versöhnungsbund: Art goes for Peace
Margot Hruby über das Projekt Art goes for Peace: “Frieden soll kein abstrakter Begriff sein, und die Friedensarbeit wollen wir auch nicht dem Militär überlassen. Darum haben wir Künstler:innen-Stimmen für den Frieden gesammelt. > mehr Info
Die hier präsentierten literarischen, bildnerischen und anderen Kunstwerke wurden uns von den Künstlerinnen und Künstlern zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die Inhalte liegen in der
Verantwortung der Autorinnen und Autoren.